(Dies ist keine Besprechung, nur eine lose Sammlung unzusammenhängender Gedanken.)Erstmal: mit dem "
Visual-Novel-Syndrom" und seinen Auswüchsen kann ich leben. Solange klar und ersichtlich ist, dass etwaige übernatürliche und sonstwie schräge Phänomene Ausdruck oder äußere Manifestation tiefer liegender Probleme sind, meist in traumatischen bzw. psychologischen Bereichen.
So funktionieren beispielsweise die "
Key"-Animes: Kanon, Air und Clannad. Der Zuschauer nimmt das als gegeben hin, mehr oder weniger schulterzuckend oder kopfschüttelnd, hinterfragt vorsichtshalber nicht weiter und ist glücklich damit. Denn er weiß und sieht ja: ist alles "irgendwie nur symbolisch" gemeint.
Das hätte hier im Grunde auch ganz gut funktioniert. Wollte der Anime sich nicht dazu versteigen, für diese Phänomene "natürliche" Erklärungen abzuliefern, und zwar möglichst welche der abstrusesten Art.
"
Schrödingers Katze" funktioniert vielleicht als Gedankenexperiment; und als Gegenstand künstlerischer Umsetzung auch als Parabel, für was auch immer - aber nie nicht in der realen Wirklichkeit, in einer realen, diesseitigen Welt, in der das Ursache-Wirkungs-Prinzip gilt. Und in einer solchen Welt will der Anime angesiedelt sein. In die gleiche Kategorie gehört das Phänomen Zeitschleife, wovon hier ausgiebig Gebrauch gemacht wird. Und wieder wird versucht, physikalisch logische Erklärungen beizubringen. Das ist dann leider Quatsch. Im Gegensatz zu den "
endless eight" funktioniert das
hier nicht. Ach ja, und Körpertausch darf natürlich auch nicht fehlen.
Davon jetzt mal abgesehen:
hat man es hier mit einem erstaunlich normalen, überdurchschnittlich gut gezeichneten Anime zu tun, bei dem auch die CG-Elemente meist recht gut integriert sind - von der Dünung am Strand von Enoshima mal abgesehen. Man hat es mit denkenden, zurechnungsfähigen Charakteren zu tun, ohne dass dramaturgisch so heillos übertrieben wird, wie das sonst oft der Fall ist.
Hier fügt sich auch der Humor aufs Angenehmste ein, meist beiläufig und trocken (vor allem von Sakutas Seite), kaum überkandidelt und schon gar nicht schenkelklopfend. Und auch sonst wird von allzu exaltierten Reaktionen und spinnigen Spleens Abstand genommen.
Für einen Anime fast schon
zu normal. Wenn hier großräumig klischeehafte Darstellungen vermieden werden, trifft das in gleichem Maße auch auf die BGM zu: sie wird in vielen Fällen nicht als Gefühlsverstärker oder bloße Klangtapete eingesetzt, sondern steht recht oft dem Bild entgegen. "Nackt" gehört, ohne bildlichen Zusammenhang, käme man zu völlig falschen Vorstellungen. So aber wertet die Musik die Szene und verändert, weitet den Kontext, anstatt bloß Gefühle zu malen. Das führt recht häufig zu einer untergründigen Anspannung, in der sich die Situation der Protagonisten spiegelt und die daher nicht weiter visuell verdeutlicht werden muss.
Besonders im Körpertausch-Kapitel kommt es so zu teilweise brillanter Thematisierung zwischenmenschlicher Probleme jenseits von gut-böse. Und alles immer sehr unaufgeregt, ohne emotional oder sonstwie durch die Decke zu gehen, erstaunlich ruhig und erwachsen.
Auch schön: Am Ende hat sich die Badezimmer-Situation umgedreht (was dem Psychiater die Couch, ist dem Anime die Badewanne - nur dass Sakuta am Ende der Patient ist.)
Ohne das ständige Techno-Babbel wäre das ein Spitzenanime mit hervorragender Animation, wo man auch belebtere Szenen hat, die analog anstatt mit CG realisiert wurden. Was ja nicht mehr selbstverständlich ist.