1938, am Tag vor Halloween, sorgte das Hörspiel »Der Krieg der Welten« in New York und New Jersey für Furore. Medienberichten zufolge gab es eine erhebliche Anzahl an Zuhörern, die den Inhalt dieses Radiodramas – einen Angriff von Marsianern – für einen tatsächlichen Nachrichtenreport hielten. Massenpanik brach aus. So heißt es zumindest. An der Glaubhaftigkeit dieser angsterfüllten Reaktionen wird bis heute gezweifelt. So aber sorgten alle Beteiligten dafür, dass dem Bekanntheitsgrad der Buchvorlage und der Akteure ein kräftiger Schub verpasst und dem Medium Radio vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Ähnlich, nur ohne Panik, verhält es sich mit »Nami yo Kiite Kure«. Die impulsive Minare Koda wurde durch Kanetsugu Mato, dem gerissenen Chef des Moiwayama Radiosenders, der ihr sprachliches Talent sofort erkannt hatte, ungewollt in eine Welt geleitet, in der sie bisher nur eine passive Rolle eingenommen hatte.
Wenn man doch nur immer so einfach an einen Job kommen würde …
Die Hörspiele sind die Highlights der Serie. Minare bekommt von ihren Kollegen nur einen groben Überblick über die geplante Handlung, der sie alleine durch ihre Worte Leben einhauchen muss. Dabei muss sie, vor allem gegen Ende, viel improvisieren und darauf achten, dass zwischen den Sätzen keine allzu langen Sprechpausen entstehen, denn acht Sekunden Stille sind für Radiosender tödlich! (Dies machte ihr der sehr gerissene Kanetsugu jedenfalls glaubhaft.) In diese Geschichten lässt das Improvisationstalent Minare immer wieder Ereignisse aus ihrem Leben, ihre Gedanken und ihre Gefühle miteinfließen, wodurch man sie auf originelle Weise besser kennenlernt, selbst wenn das Szenario, das sie präsentiert, noch so bizarr ist. Während die Hörer im Anime selbst ihr Kopfkino bemühen müssen, um die Worte von Minare in Bilder umzuwandeln, bekommen wir Zuseher animierte Sequenzen der von ihr beschriebenen Szenarien geliefert. Dass manche Zuhörer von »Der Krieg der Welten« keinerlei Zweifel an der Authentizität des Berichts aufkommen ließen, ist ≈ 80 Jahre her. Man könnte meinen, dass in der heutigen Zeit niemand mehr den fiktionalen Charakter von Hörspielen infrage stellt. Doch wer ließ sich dennoch hinters Licht führen? Ich! Die Geschichten sind teilweise so aufgebaut, dass man überrascht sein wird, welche Szenen sich in der Realität abspielen und welche lediglich Minares kreativem Kopf und ihren sich nie verhaspelnden Sprechorganen entstammen.
Minare hat jedoch keine Vollzeitbeschäftigung beim Radiosender, sondern arbeitet hauptberuflich als Kellnerin im Restaurant Voyager. Während sie immer mehr Gefallen an ihren Aufgaben als Radiomoderatorin findet und die Arbeit im Restaurant nicht immer plangemäß abläuft, muss sie – ob gewollt oder nicht – ihr Leben neu organisieren. Insbesondere manche Kollegen aus dem Restaurant, zu denen eine emotionale Verbindung besteht, lassen es schwerlich zu, diesen Lebensabschnitt, ohne sich gelegentlich umzudrehen, hinter sich zu lassen.
Der Anime bedient sich häppchenweise mehrerer Genres, wodurch es schwerfällt, ihn zu kategorisieren (sofern man dies überhaupt möchte). Die nie überzeichnete Comedy wird durch die skurrilen Hörspiele und der extravertierten, temperamentvollen Persönlichkeit Minares und ihrer an manchen Stellen aufblitzenden Leichtsinnigkeit erzeugt. Viele popkulturelle Referenzen sorgen für weitere grinsende Gesichter. Liebesbeziehungen werden auf erwachsene Weise behandelt: keine Scham, keine Geheimniskrämerei, kein Hin und Her (und auch kein Kabedon). Für die dramatischen Momente sorgt die mysteriöse Makie Tachibana. Ihre Beweggründe liegen anfangs noch im Dunkeln, wodurch Spannung garantiert ist.
Vielleicht liegt es am Thema des Animes, dass ich den Sprechern besondere Beachtung habe zukommen lassen; nichtsdestoweniger muss ich die Seiyu von Minare, Riho Sugiyama, in höchsten Tönen loben. Mit der Geschwindigkeit, in der sie spricht, macht sie Hiroshi Kamiya, der bei »Saiki Kusuo no Psi Nan« eine ähnlich herausragende Darbietung abgeliefert hat, Konkurrenz. Könnte man ihre stimmliche Variabilität im elektromagnetischen Spektrum messen, würde diese – von Ultraviolett bis Infrarot – die ganze Bandbreite umfassen. Während sie kreischt, jault, jammert, faucht, seufzt, zischt, schluchzt, brüllt und wehklagt, hatte ich direkt vor Augen, wie sie im Tonstudio alle möglichen Grimassen zieht, am Boden rollt, hüpft, kriecht, sich streckt, bückt, verrenkt, windet und Saltos schlägt. Überraschenderweise hatte sie bisher noch nie bei einer großen Produktion eine Sprecherrolle ergattert. Meistens spielte sie sogar nur Nebenrollen. Ich wage mal einen Blick in die Zukunft: Von ihr werden wir noch viel hören.
Obwohl es in dieser Geschichte um die Kunst geht, die Menschen nur alleine mit der Stimme zu packen, Bilder in ihren Köpfen zu generieren und sie zum Weiterhören anzuregen, ist auch die visuelle Präsentation eine Erwähnung wert. Dieser matte, körnige, fast schon mit Kreidestiften oder Wasserfarben gemalt anmutende Zeichenstil erinnert mich ein bisschen an den im selben Zeitraum erschienenen Anime »Yesterday o Utatte« und wirkt auf mich wie für ein eher älteres Publikum ausgewählt. Die Wirkung, welche die Comedy erzielen soll, kommt dabei nicht abhanden.
Nachdem mir der Anime sehr gut gefallen und mich besonders die stimmliche Wucht von Makie Tachibana umgeworfen hat, stellt sich mir dennoch eine bestimmte Frage: Funktioniert diese Geschichte einer Radiomoderatorin, deren Aufgabe es ist, die Zuhörer mit ihrer Stimme zu gewinnen, als Manga genauso gut wie als Anime? Vor allem ohne der Synchronsprecherin von Minare, die hier alles und jeden überschattet und deren Performance vielleicht sogar größer als die Geschichte selbst ist? Neben dem tollen Anime (der Mensch ist eben ein neugieriges Geschöpf) ein weiterer Grund, einen Blick in den Manga zu werfen.
Jetzt hätte ich übrigens gerne ein Hörspiel zu den Geschichten, die sich Minare und ihre Kollegen ausdenken. Das wäre mal nettes Goodie zu einem eventuellen Disc-Release.
Ähnlich, nur ohne Panik, verhält es sich mit »Nami yo Kiite Kure«. Die impulsive Minare Koda wurde durch Kanetsugu Mato, dem gerissenen Chef des Moiwayama Radiosenders, der ihr sprachliches Talent sofort erkannt hatte, ungewollt in eine Welt geleitet, in der sie bisher nur eine passive Rolle eingenommen hatte.
Wenn man doch nur immer so einfach an einen Job kommen würde …
Die Hörspiele sind die Highlights der Serie. Minare bekommt von ihren Kollegen nur einen groben Überblick über die geplante Handlung, der sie alleine durch ihre Worte Leben einhauchen muss. Dabei muss sie, vor allem gegen Ende, viel improvisieren und darauf achten, dass zwischen den Sätzen keine allzu langen Sprechpausen entstehen, denn acht Sekunden Stille sind für Radiosender tödlich! (Dies machte ihr der sehr gerissene Kanetsugu jedenfalls glaubhaft.) In diese Geschichten lässt das Improvisationstalent Minare immer wieder Ereignisse aus ihrem Leben, ihre Gedanken und ihre Gefühle miteinfließen, wodurch man sie auf originelle Weise besser kennenlernt, selbst wenn das Szenario, das sie präsentiert, noch so bizarr ist. Während die Hörer im Anime selbst ihr Kopfkino bemühen müssen, um die Worte von Minare in Bilder umzuwandeln, bekommen wir Zuseher animierte Sequenzen der von ihr beschriebenen Szenarien geliefert. Dass manche Zuhörer von »Der Krieg der Welten« keinerlei Zweifel an der Authentizität des Berichts aufkommen ließen, ist ≈ 80 Jahre her. Man könnte meinen, dass in der heutigen Zeit niemand mehr den fiktionalen Charakter von Hörspielen infrage stellt. Doch wer ließ sich dennoch hinters Licht führen? Ich! Die Geschichten sind teilweise so aufgebaut, dass man überrascht sein wird, welche Szenen sich in der Realität abspielen und welche lediglich Minares kreativem Kopf und ihren sich nie verhaspelnden Sprechorganen entstammen.
Minare hat jedoch keine Vollzeitbeschäftigung beim Radiosender, sondern arbeitet hauptberuflich als Kellnerin im Restaurant Voyager. Während sie immer mehr Gefallen an ihren Aufgaben als Radiomoderatorin findet und die Arbeit im Restaurant nicht immer plangemäß abläuft, muss sie – ob gewollt oder nicht – ihr Leben neu organisieren. Insbesondere manche Kollegen aus dem Restaurant, zu denen eine emotionale Verbindung besteht, lassen es schwerlich zu, diesen Lebensabschnitt, ohne sich gelegentlich umzudrehen, hinter sich zu lassen.
Der Anime bedient sich häppchenweise mehrerer Genres, wodurch es schwerfällt, ihn zu kategorisieren (sofern man dies überhaupt möchte). Die nie überzeichnete Comedy wird durch die skurrilen Hörspiele und der extravertierten, temperamentvollen Persönlichkeit Minares und ihrer an manchen Stellen aufblitzenden Leichtsinnigkeit erzeugt. Viele popkulturelle Referenzen sorgen für weitere grinsende Gesichter. Liebesbeziehungen werden auf erwachsene Weise behandelt: keine Scham, keine Geheimniskrämerei, kein Hin und Her (und auch kein Kabedon). Für die dramatischen Momente sorgt die mysteriöse Makie Tachibana. Ihre Beweggründe liegen anfangs noch im Dunkeln, wodurch Spannung garantiert ist.
Vielleicht liegt es am Thema des Animes, dass ich den Sprechern besondere Beachtung habe zukommen lassen; nichtsdestoweniger muss ich die Seiyu von Minare, Riho Sugiyama, in höchsten Tönen loben. Mit der Geschwindigkeit, in der sie spricht, macht sie Hiroshi Kamiya, der bei »Saiki Kusuo no Psi Nan« eine ähnlich herausragende Darbietung abgeliefert hat, Konkurrenz. Könnte man ihre stimmliche Variabilität im elektromagnetischen Spektrum messen, würde diese – von Ultraviolett bis Infrarot – die ganze Bandbreite umfassen. Während sie kreischt, jault, jammert, faucht, seufzt, zischt, schluchzt, brüllt und wehklagt, hatte ich direkt vor Augen, wie sie im Tonstudio alle möglichen Grimassen zieht, am Boden rollt, hüpft, kriecht, sich streckt, bückt, verrenkt, windet und Saltos schlägt. Überraschenderweise hatte sie bisher noch nie bei einer großen Produktion eine Sprecherrolle ergattert. Meistens spielte sie sogar nur Nebenrollen. Ich wage mal einen Blick in die Zukunft: Von ihr werden wir noch viel hören.
Obwohl es in dieser Geschichte um die Kunst geht, die Menschen nur alleine mit der Stimme zu packen, Bilder in ihren Köpfen zu generieren und sie zum Weiterhören anzuregen, ist auch die visuelle Präsentation eine Erwähnung wert. Dieser matte, körnige, fast schon mit Kreidestiften oder Wasserfarben gemalt anmutende Zeichenstil erinnert mich ein bisschen an den im selben Zeitraum erschienenen Anime »Yesterday o Utatte« und wirkt auf mich wie für ein eher älteres Publikum ausgewählt. Die Wirkung, welche die Comedy erzielen soll, kommt dabei nicht abhanden.
Nachdem mir der Anime sehr gut gefallen und mich besonders die stimmliche Wucht von Makie Tachibana umgeworfen hat, stellt sich mir dennoch eine bestimmte Frage: Funktioniert diese Geschichte einer Radiomoderatorin, deren Aufgabe es ist, die Zuhörer mit ihrer Stimme zu gewinnen, als Manga genauso gut wie als Anime? Vor allem ohne der Synchronsprecherin von Minare, die hier alles und jeden überschattet und deren Performance vielleicht sogar größer als die Geschichte selbst ist? Neben dem tollen Anime (der Mensch ist eben ein neugieriges Geschöpf) ein weiterer Grund, einen Blick in den Manga zu werfen.
Jetzt hätte ich übrigens gerne ein Hörspiel zu den Geschichten, die sich Minare und ihre Kollegen ausdenken. Das wäre mal nettes Goodie zu einem eventuellen Disc-Release.
投稿の最終更新日時は 25.07.2020 00:17 です。