Eigentlich fing SakuPet nicht sonderlich herausragend an, wies nur einpaar nervige Charaktere auf und traf meinen Geschmack nur bedingt. Ursprünglich gehörte der Anime sogar zu meinen Abbruch-Kandidaten, da es sich nur um Standardkost handelte und ich mit der Grundidee nichts anfangen konnte. Doch wenn man dem Anime eine Chance gibt sich zu entfalten, dann sticht er auch minimal aus der Masse heraus. Es handelt sich zwar hierbei nicht um ein Juwel und er erfindet das Genre nicht neu, glänzt aber durch seine Charaktere allemal und weiß zu unterhalten - egal ob durch reinste Idiotie oder willkürlich gestreuter Comedy.
Wie ich zuvor erwähnte, kann der Anime durch seine Charaktere glänzen. Diese brauchen zwar ihre Zeit, um wirklich zu überzeugen, aber wenn man diese aufgewendet hat, dann wird man es sicherlich nicht bereuen, da sie einem dann wirklich sympathisch wurden. So mitunter Jin, der Aufreißer vom Dienst, der sich mit allen möglichen Frauen vergnügt. Die quirlige, ja gar hyperaktive Misaki, die stellenweise so hohl wirkt, als hätte man einen Luftballon aufgeblasen und eine Perücke oben draufgeklebt. Das Genie vom Dienst, wenn es um Computer geht und der über die Hälfte des Anime nicht erscheint, dafür aber durch SMS und seiner selbst kreierten K.I. mit den anderen Charakteren kommuniziert: Ryuunosuke, der Frauenhasser und Hikikomori. Die Betreuerin des Sakurasou, die eher von ihren Schützlingen betreut wird: Chihiro-sensei. Rita, die ab und an nach Japan fliegt und genauso schnell wieder verschwindet. Dann wären da noch die hartarbeitende Aoyama und der Katzenliebhaber Sorata. Und zu guter letzt Mashiro, welche für mich der Charaktere ist, der den Anime ausmacht. Sie stellt zwar nicht den Verbindungspunkt zu den anderen Charakteren dar, da diese Rolle an Sorata geht, aber es gab Momente, in denen man gut mit ihr mitfühlen konnte und ihr durchaus eine gewisse Menge an Mitleid zuteil kommen lassen musste. Ihre spätere Entwicklung ist auch ein enormer Pluspunkt, da sie auftaute und die Bedeutung vielerlei Gefühle kennen lernte: Freude, Glück, Geborgenheit, aber auch Trauer und stellenweise sogar ein bisschen Verzweiflung, was dann wieder dafür sorgte, dass sie sich hinter ihrer Fassade des ruhigen Mädchens versteckte, welches das genaue Gegenteil eines sozial kompetenten Menschens darstellte. Da ist es schon beinahe schade, dass sie im Laufe des Anime immer mehr in den Hintergrund rückte und auch gegen Ende nicht mehr so strahlte wie zu Beginn.
Jedenfalls sind bei SakuPet die Charaktere das A und O, etwas wichtigeres gibt es dort nicht. Und würde ich auch nur diese bewerten müssen, dann hätte ich mich schon problemlos zu einer 8.5, wenn nicht sogar zu einer 9 durchringen können, aber leider gibt es noch vielerlei weitere Punkte, die man berücksichtigen muss. Mitunter die Dramen, die von Zeit zu Zeit stattfinden. Hervorragend, um manche Charaktere (un)sympathischer zu machen, aber sehr oft fehlte mir hier die Glaubwürdigkeit, etwas, dass mir nun sagt "Ja! Das ist wirklich rührend!". Doch leider gab es etwas derartiges nicht bzw. nur sehr selten. Auch die Tatsache, dass man die Charaktere manchmal zu sehr ins Loch der Verzweiflung und Erfolglosigkeit warf, ist hier negativ anzumerken. Man braucht auch mal ein gewisses Erfolgserlebnis, welches man mit den Charakteren dann teilen und sich mit ihnen freuen kann. Aber auch wenn ich diesen Punkt kritisieren muss, so ist er doch einer der stärksten und glaubwürdigsten des Anime: Denn man kann SakuPet alles mögliche vorwerfen, aber nicht, dass man hier die Realität unnötig verschönert hat, da man immerhin die volle Brutalität und Grausamkeit zu spüren bekam - zumindest was die Zerstörung der Träume anbelangt, denn nicht immer läuft alles, was man sich so erträumt, perfekt.
Fazit: Diejenigen, die mal einen akzeptablen SoL-Anime suchen, werden mit Sakurasou no Pet na Kanojo allemal zufrieden sein, müssen allerdings dem Anime eine Chance geben sich zu entfalten und eine gewisse Resistenz gegenüber Sinnlosigkeit besitzen. Denn nicht immer ist das Verhalten der Charaktere nachvollziehbar und manche Episoden triefen nur so vor Sinnlosigkeit, sogar so sehr, dass man deren Daseinsberechtigung anzweifeln müsste. Der Romance-Part ist auch nicht immer das, was man sich erhofft hat, geht aber immer noch in Ordnung. Und wer Charakteren eine höhere Priorität gibt als eine solide und glaubwürdige Story, der ist hier genau richtig.