Dieses Lied habe ich vor ein paar Jahren auf meinem Weg zum Bus in die Arbeit gehört als ich einen Mann gesehen am Gehsteig liegen sah. Zuerst dachte ich aus der Ferne, das ist bestimmt wieder ein Obdachloser, der da sein Nickerchen macht. Als ich aber näher kam, bemerkte ich, dass er einen Anzug und eine recht neue Jacke trug und ich dachte mir, das sei jetzt nicht das Outfit eines Obdachlosen. Da wurde mir klar, dass mit dem Mann etwas nicht stimmte.
Jede Zelle in meinem Körper hat sich gestreubt dem Mann zu helfen. Ich wollte einfach nur weiter gehen und so tun als hätte ich nichts gesehen. Genauso wie die Frau einn paar hundert Meter vor mir es getan hatte. Mir kamen Gedanken wie "Was geht mich das an? Warum muss so etwas immer mir passieren?" Ich wusste, wäre ich einfach vorbei gelaufen, hätte ich meinen Weg in die Arbeit gefunden und niemand wäre jemals auf den Gedanken gekommen, ich wäre da gewesen. Ich habe mich wirklich davor geekelt, aber irgendetwas sagte mir, dass ich es den Rest meines Lebens bereuen würde, sollte ich dem Mann nicht helfen.
Also bin ich zu ihm hin gerannt. Ich versuchte ihn anzusprechen und doch er war bewusstlos, doch er hat schwer geröchelt. So drehte ich ihn auf den Rücken um seinen Puls, Herzschlag und Atmung zu überprüfen, bemerkte aber noch bevor ich dazu kam eine Platzwunde auf seiner Stirn.
Da ich so etwas schon einmal gesehen hatte, vermutete ich, der Mann habe einen Herzinfarkt erlitten. Damals wurde mir erklärt, dass es dabei das Herz plötzlich zerreißt und man das Bewusstsein verliert, noch bevor man auf dem Boden aufschlägt, weswegen man sich nicht mehr mit den Händen abfangen kann. Deswegen auch die Verletzung am Kopf. Fehlender Puls, Herzschlag und Atmung bestätigten meine Vermutung. Auch wenn der Mann noch nicht blau angelaufen war, war mir trotzdem klar, dass seine Überlebenschancen gegen Null tendierten.
Ich rief den Notruf und schilderte der Frau am Telefon die Situation. Erstaunlicherweise war ich dabei ruhig und gelassen. Ich dachte mir: "Sollte ich in so einer Situation nicht aufgeregt sein? Sollte ich nicht verzweifelt sein? Ist mir das Leben dieses Mannes vielleicht am Ende egal? Tat sich das alles nur, damit ich mich selbst besser fühlte?" Vielleicht lag es daran, dass ich wusste, was zu tun war. Ich blendete diese Gedanken aus und machte mir klar, dass all das letztlich keine Rolle spielte. Aus welchen Beweggründen auch immer ich es tat, war vollkommen irrelevant, solange es das Richtige war.
Ich begann den Mann zu reanimieren. Ich erwartete nicht, dass er davon aufwachen würde, denn ich wusste bereits, dass alles was ich tat nur dazu diente Herzschlag und Atmung künstlich aufrecht zu erhalten bis der Notarzt eintraf. Dieser konnte dann mit der eigentlichen Wiederbelebung anfangen.
Auch bei der Mund-zu-Mund-Beatmung habe ich mich geekelt. Da war überall Blut und Schleim und ich dachte mir: "Was ist, wenn der irgend eine ansteckende Krankheit hat? AIDS oder was auch immer?" Mir war aber auch klar, dass, wenn ich es nicht täte, der Mann mit Sicherheit sterben würde, zumal das Gehirn nur wenige Minuten ohne Sauerstoff auskäme und ich nicht wusste, wie lange der Mann schon dort lag. Also habe ich widerwillig getan, was ich tun musste.
Noch bevor der Notarzt eintraf, hielt plötzlich ein Fahrzeug von den Stadtwerken neben mir und ein Mann stieg aus, der sich der Sache annahm. Aufgrund der Art und Weise, wie er sich verhielt war mir auch ohne Vorstellung klar, dass er freiwilliger Sanitäter war und ich war Heilfroh, dass er da war. Er rief nochmal den Notruf an und nannte ein paar Fachbegriffe, die mir nichts sagten. Gemeinsam machten wir mit der Reanimation weiter, bis wenige Minuten später der Notarzt eintraf.
Die Sanis haben ihn daraufhin an eine Defibrilatormaschine angeschlossen und ich durfte den Infusionsbeutel halten. Als die Ärzte den Mann dann mitgenommen haben, durfte ich dann noch im Krankenwagen mitfahren, weil die mein Blut sicherheitshalber untersuchen wollten. Glücklicherweise ist dabei nichts schlimmes bei raus gekommen.
Nicht so viel Glück hatte leider der bewusstlose Mann, der es leider nicht mehr geschafft hatte und noch im Krankenhaus verstorben war. Als ich wenige Tage später davon erfuhr war ich nicht überrascht. Ich war eig. nur traurig. Aber Schuldgefühle hatte ich keine. Irgendwie wusste ich, dass ich das Richtige getan hatte.
Vielleicht hätte ich ein paar Sekunden eher bei ihm sein können, aber auf die Entfernung war es unmöglich gewesen die Situation zu erkennen.
Außerdem hätte wohl jeder andere Passant das Röchel für eine normale Atmung gehalten und den Mann in eine stabile Seitenlage versetzt. Dabei hätten sie die Verletzung an der Stirn ignoriert, die ich als Herzinfarkt gedeutet habe und mit einer Reanimation begonnen habe.
Ich denke sogar, dass der Mann Glück hatte, dass ich da war und nicht jemand anders, auch wenn es ihm am Ende nichts gebracht hat. Ich glaube, dass kaum ein anderer an meiner Stelle dazu bereit gewesen wäre dem Mann so zu helfen und seine Ekel und die eigene Gefahr so überwunden hätte wie ich.
Im Nachhinein muss ich trotzdem immer wieder an diese Erinnerung in einem Leben denken, wenn ich dieses Lied höre. Zumal der Text, der davon handelt seinen Mut aufzubringen um eigene Grenzen zu überschreiten, eine neue Bedeutung bekommen hat. Sowohl auf den Mann bezogen, der die Grenzen seiner Menschlichen Hülle überwunden hat, als auch auf mich selbst, denn mir ist dadurch ein Stück weit klarer geworden, was für ein Mensch ich bin und, dass ich stehts anderen helfen werde, wenn sie meine Hilfe brauchen, ganz gleich welche Konsequenzen das für mich hat.
Ich hoffe, dass euch diese kleine Annekdote aus meinem Leben viellecht auch ein bisschen dabei hilft auch in euer Leben ein wenig besser zu verstehen und die richtigen Entscheidungen trefft, wenn es darauf ankommt.
"The Great Divide"
Deep is the longing in the heart that ever strives
The expanses far and wide that still confine
The simple facts that yet lay waiting to be found
As lost as some forgotten promised land
Consider reasons through our good-byes
Looking back for one last time
Just for a second look into your heart
As you stand and look across the great divide
Remember all the things that you will leave behind
As you set out to cross the vast and great divide
Guard and defend when forces hinder and collide
Solemn intentions both blessed and divine
You still pulled victory from shattered hope
Count your doubts with broken smiles
Covered your hurt in your pride
No need for reasons, none to confide
Look back and bid farewell for one last time
Just for a second look into your heart
As you stand and look across the great divide
Remember all the things that you will leave behind
As you set out to cross the vast and great divide
Just for a second look into your heart
As you stand and look across the great divide
Remember all the things that you will leave behind
As you set out to cross the vast and great divide
Just for a second look into my eyes
As you stand and look across the great divide
As you let go of tears for what you leave behind
While looking back again to say farewell for one last time
Before looking back again to say farewell for one last time
Before looking back again to say farewell for one last time
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