Drastik: | 10 |
Gefühl: | 7 |
Humor: | 6 |
Spannung: | 7 |
Erotik: | 3 |
Versuchen wir mal, diesen Manga mit einem Wort zu beschreiben… Grotesk! Yes, voller Erfolg!
… nee, das war zu einfach. Ein wenig mehr Umfang ist dieser wohl einzigartigen Kombination von Horror und Comedy sicherlich angemessen. Also fangen wir mal bei A wie „awesome“ an.
Fran ist das biotechnische Meisterwerk des WWII-Wissenschaftlers Dr. Madaraki und hütet während dessen Abwesenheit das Labor. Selbst eine Expertin auf allen Gebieten der Medizin führt sie, so glaubt sie, Operationen zum Wohle der Menschheit durch. Während der stark episodischen Handlung lässt die süße Mischung aus Hannibal Lecter und Mutter Theresa den verschiedensten Menschen in den verschiedensten Situationen ihre „Hilfe“ angedeihen. Dass sie aber höchstens durchwachsene Erfolge produziert, davon bleibt sie stets völlig ahnungslos. Mit einer naiven Persönlichkeit sowie einem grundsätzlichen Mangel an medizinischer und sonstiger Ethik ausgestattet neigt sie getreu ihrer wenig beruhigenden Catch Phrase „Die Operation ist eröffnet!“ zu Maßnahmen, die selbst Jigsaw zum Weinen bringen würden. Transplantierte Köpfe, Ganzkörperumstrukturierungen und Totenbelebung sind sicher noch das Harmloseste, was in den nächsten Jahren auf die Leser zukommen dürfte.
Dabei wartet Zeichner Kigitsu mit medizinischem Fachwissen und zeichnerischen Können auf, die Ihresgleichen suchen. Das letzte aus medizinischer Sicht derart brilliante japanische Werk, das ich gelesen habe, war Dr. Hideaki Senas Horror-Roman [Parasite Eve], der hierzulande aber höchstens durch das PSone-Spiel [Parasite Eve 2] bekannt sein dürfte. Tatsächlich lassen sich einige Parallelen zwischen diesen beiden ziehen, wenngleich es aufgrund der relativen Unbekanntheit des älteren Titels wenig Sinn machen würde, an dieser Stelle damit anzufangen. Das Ergebnis wäre ohnehin schwächer als bei [Elfenlied], auf dessen Entstehung besagter Roman einen, so scheint mir, nicht unerheblichen Einfluss gehabt zu haben scheint. Was allerdings noch intensiverer Überprüfüng bedürfte.
Zurück zu Fran. Mit den hochdetaillierten Zeichnungen kommt auch ein nicht unwesentlicher Teil des Gruseleffekts, den dieser Manga zweifellos beansprucht. Fast noch verstörender als so mache zerschmetterte Leiche oder abartige Kreatur aus Frans „Freundeskreis“ finde ich allerdings die psychische Komponente, die in jeder der Kurzgeschichten steckt. Einerseits weiß man nie so recht, was Fran ihrem Opfer, pardon, Patienten als Nächstes antun wird. Andererseits können die Resultate auf den ersten Blick nach einem vollen Erfolg aussehen, nur um die schon auf „Gerührtsein“ geschalteten Gefühle des Lesers im nächten Moment in einen Abgrund von Fassungslosigkeit und Bestürzung zu schleudern. Das ist jetzt bitte nicht falsch zu verstehen, das war NICHT als Negativkritik gemeint, sondern als absolutes Lob. Seit [Elfenlied] war keine Handlung so wenig vorhersehbar wie die von [Franken Fran]. Tatsächlich kann man i. d. R. davon ausgehen, dass Fran irgendeine neue Absurdität hervorbringt, die nur Unheil anrichtet. Dass sie selbst davon nie Wind bekommt und glaubt, die Welt zu verbessern, hat zwar einen etwas seltsamen Beigeschmack, macht aber ihren Charm aus und wird durch alle Kapitel konstant durchgehalten. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser Charakterzu Frans bis zum Ende der Serie halten wird oder sie zwischendurch auch so etwas wie ein Gefühl für die „Verhältnismäßigkeit“ ihrer drastischen Maßnahmen entwickelt.
Fazit: Ein Wechselbad der Gefühle! Szenen von wirklich herzerwärmender Natur und solche, die selbst Salvador Dali noch an Bizarrerie übertreffen. Auch wenn man nicht ganz richtig im Kopf sein darf, um so etwas zu mögen, spreche ich hiermit eine unbedingte Leseempfehlung für insbesondere Fans von drastischen Darstellungen a la [Highschool of the Dead] und Atem verstockenden Plot Twists nach bester [Elfenlied]-Manier aus. Obwohl die Zeichnungen teilweise fast schon wie aus einem Medizinlehrbuch wirken und ich finde, dass es grundsätzlich an echten Happy Ends fehlt, ist [Franken Fran] definitiv einer der großen Newcomer des deutschen Mangajahres 2011. Es bleibt abzuwarten, ob die Reihe aufgrund ihres Erfolges nicht vielleicht sogar als OVA adaptiert wird.
Franken Fran verpasst sich selbst 9 von 10 natürlich völlig unbedenklichen Operationen am Zentralen Nervensystem! Doktor, Opferation erfolgreich, Patient tot!!