Asane編集
#1Das Jahr 2019 war ein bemerkenswert gutes Anime-Jahr, was Filme betrifft. Daher hing auch für diesen Movie die Latte noch eine Sprosse höher als sonst. Zwar wurde sie nicht gerissen, gewackelt hat's aber schon ganz ordentlich.
Seit einiger Zeit bewegen sich Anime-Filme mittlerweile an der Grenze zur Perfektion, was das Visuelle angeht. Da ist auch "Unser siebentägiger Krieg" keine Ausnahme. Öffnet man aber dieses optisch viel versprechende Überraschungsei, ist man etwas erstaunt bis gelinde enttäuscht, haufenweise Gimmicks vorzufinden, die sich seit den 70er Jahren nicht geändert haben.
Der Titel scheint eine gewisse Referenz zu beinhalten an den Siebenjährigen Krieg der Preußen, denn der Protagonist der Geschichte, Mamoru Suzuhara, ist der übliche nerdische Außenseiter seiner Klasse, gute Noten, aber unscheinbar und gesichtslos, fällt allenfalls dadurch auf, daß er Bücher liest. Und als wäre das an sich nicht schon schlimm genug, er liest Bücher über die Militärgeschichte des europäischen 19. Jahrhunderts. Der typische Waschlappen und Anime-Versager eben.
Dieser Außenseiter ist also nun heimlich und hoffnungslos in Aya Chiyono verknallt, praktisch das schönste Mädchen von der Schule, klug, kulturell interessiert und Tochter eines einflussreichen Politikers. Eine Konstellation, wie sie die Animewelt noch nie gesehen hat! - Was aber macht nun die Regie daraus?
Kurze Antwort: nix.
Längere Antwort:
Noch länger? Also gut, schauen wir doch mal genauer hin. Als Einstieg in diesem Film werden eine ganze Reihe Standards auf die Bretter geknallt, und zwar Standards der eher dämlicheren Art. Klassendepp rempelt den Protagonisten an, sein Buch fällt runter, das ihn als Elitespinner ausweist. Außerdem fällt auch (wie jedesmal in Animes!) der Radierer mit runter, er will ihn aufheben, aber o weh, da nähert sich ja schon eine Mädchenhand, wie peinlich!
Es ist natürlich seine angebetete Aya, die er unter keinen Umständen anzusprechen wagt – extreme foreshadowing!! Daheim angekommen, schlägt das Schicksal in Form von Schwesterchen zu. Diese verkündet anlasslos wie ungefragt, daß sein heimlicher Schwarm (bzw. dessen ganze Familie) wegziehen wird!! In einer Woche schon!!! Hat man sowas je schon einmal erlebt?! In Anime!?!!! (Allmählich gehen hier die Ausrufezeichen aus …)
Es geht aber weiter: Papa ist Politiker und vertritt somit die dankbare Position des verständnislosen, arroganten, selbstsüchtigen Karriere-Arschlochs, dem die Probleme seiner Familie sonstwo vorbeigehen. Eine Arschloch der Nummer »Solange du deine Füße unter meinen Tisch ...«
Und ganz furchtbar zufällig wird Mamoru natürlich Zeuge dieser hässlichen Auseinandersetzung. Nachtigall, ik hör dir trapsen. Und dabei sind noch nicht einmal 5 Minuten vergangen …
Aber allein schon diese 5 Minuten dürften für einen Rekordeintrag bei tvtropes.org sorgen. In diesem Stil geht es denn auch weiter, allerdings nicht mehr ganz so Schlag auf Schlag. Immerhin widmet der Film sich nun einer anderen japanischen Anime-Spezialität, dem Weglaufen.
Und das kommt so: Aufgrund des anstehenden Umzugs wird Aya ihren 17. Geburtstag nicht mehr im Kreis ihrer Freunde feiern können, also bringt Mamoru, der es irgendwie geschafft hat, ein paar halbwegs gerade Sätze in ihrer Gegenwart zu äußern, den supergenialen Vorschlag, einfach zusammen auszubüxen. Die abenteuerlustige Aya ist natürlich sofort Feuer und Flamme, weniger wegen Mamoru, in dem sie nicht mehr als einen netten Kerl sieht, sondern wegen der schönen Gelegenheit, ihrer Familie eins auszuwischen.
Leider stellt sich am nächsten Tag heraus, daß es nichts wird mit dem erhofften Stelldichein, denn unterdessen hat Ayas Freundin noch einige Klassenkameraden aktiviert, um so gemeinsam ihren anstehenden Geburtstag zu begehen. Der findet in sieben Tagen statt, also nutzen sie die Zeit, um den Polit-Hansel an der Nase herumzuführen, damit der ihren Aufenthaltsort nicht so schnell rauskriegt. Und dieser Ort ist nichts weniger als ein stillgelegtes Kohlebergwerk, bzw. dessen oberirdische Bauten.
Und dieses Bergwerk ist der eigentliche Star des Animes.
Wie gut es dem Zuschauer im folgenden gelingt, seinen Spaß mit dem Gebotenen zu haben, hängt wesentlich davon ab, wie groß seine Toleranzen sind, speziell wie gut es ihm gelingt, Fragen zu Plausibilität zu unterdrücken. Denn früher als erwartet hat die bunte Truppe die Polizei am Hals, und zwar in erster Linie deshalb, weil sie in dieser Lokalität nicht ganz allein sind; der Schurke, der ihre Vorräte ein wenig geplündert hat und den sie schemenhaft irgendwo vorbeihuschen sahen, ist Grund und Ursache neuen Ungemachs:
Hier fängt nun der eigentliche Film an.
Schnell entwickelt sich die Situation zu einem wir gegen die. Stichpunktartig das wichtigste:
Mamoru darf sein angelesenes Wissen in puncto Kriegsstrategie voll einbringen. Das funktioniert anfangs auch ganz prächtig. Auf Einzelheiten sei (wie eben erwähnt) dabei geschissen. Daß zum Beispiel eine Lore sich bewegt, als handele es sich um buntes Plastikspielzeug, das auch gar nicht mehrere Tonnen wiegt. Und wieso sind bei einem stillgelegten Bergwerk Strom und Wasser nicht abgedreht? Egal.
Ein ums andere Mal ziehen die Erwachsenen den Kürzeren, und natürlich werden unter diesen verschärften Bedingungen auch einige Charakterzüge schonungslos freigelegt, speziell bei dem anwesenden Politikerpack, das guten Grund hat, um die Karriere zu fürchten, sollte das ganze Treiben hier öffentlich werden. All das ist dermaßen klischeehaft und öde und stereotyp, daß man verzweifeln möchte, sollte es einem nicht gelingen, einfach nur die fantasievolle Action zu genießen, so fragwürdig und abgedreht sie auch sei.
Und Spaß macht die Sache ja auch. Was insbesondere daran liegt, daß die Charaktere und einige zentrale Szenen genug Zeit bekommen, um ihre Wirkung zu entfalten, Ruhe und Sturm sich in schöner Ausgeglichenheit abwechseln, auch weil einerseits der Bande es gelingt, individuelle Stärken verbunden mit Teamwork einzubringen, andererseits aber auch über die Grenzen der eigenen Belange hinauszudenken.
Der kritische Punkt ist dann erreicht, als der Gegner beginnt, unfair zu spielen und die persönliche Schiene fährt, unterstützt und vorangetrieben durch social media. Dieses Teamwork wird vorbildlich unterstützt von der Musik, die immer wieder im Ganbatte-Stil die Moral stärkt und den verheißungsvollen Sonnenaufgang eines nahen Sieges in die Partitur malt. Doch leider wird man auch hier nicht von der Pest der letzten Jahre verschont: gefühlige Inline-Songs in emotionalen Momenten, auf der Kitschgrenze balancierend.
Die traumhaft schöne Landschaft, der angemessen dezente Humor, die zurückgenommenen dramatischen Momente, die Entwicklung der Charaktere und nicht zuletzt die Art und Weise wie (Laurel und Hardy lassen grüßen) die Staatsgewalt ein ums andere Mal vorgeführt wird – all das schreit zusammen in schönster Eintracht:
Nicht erst kurz vor Schluss, als sich die desparate Situation, wo sich jeder von jedem hintergangen fühlt, dramatisch zuspitzt und alles in eine große Geständnisrunde mündet, hat man den Eindruck, das fühlt sich irgendwie an wie damals bei AnoHana. Was auch an der bunten Meute liegt und wie sie sich zusammenrauft.
Was am Ende übrig bleibt:
Ein überaus lehrreicher und zugleich belehrender Film. Lehrreich im Sinne von: "alles Wissenswerte über Kohlebergbau in 60 Minuten", und belehrend im Sinne von: was richtig und was falsch ist im Leben; habe Mut, du selbst zu sein; – und was es dergleichen mehr gibt aus der pädagogischen Rumpelkiste.
Immerhin: am Ende schafft es Mamoru (nomen est omen), das, was ihm wichtig ist, zu beschützen. Darüber hinaus vermag er es, sich zu einem Liebesgeständnis durchzuringen, worauf Aya ihrerseits ihre Liebe gesteht – allerdings auf eine völlig andere weil sehr überraschende Art.
Abgesehen von diesen Nörgeleien: ein durchaus guter Film, der einen schönen Ausgleich bietet zwischen Außen und Innen, zwischen der fantasiereichen Action und der Psychologie der Charaktere.
[Edit] Lieblingscharakter: Saki. Irgendwie mag ich alle, die Saki heißen.
Seit einiger Zeit bewegen sich Anime-Filme mittlerweile an der Grenze zur Perfektion, was das Visuelle angeht. Da ist auch "Unser siebentägiger Krieg" keine Ausnahme. Öffnet man aber dieses optisch viel versprechende Überraschungsei, ist man etwas erstaunt bis gelinde enttäuscht, haufenweise Gimmicks vorzufinden, die sich seit den 70er Jahren nicht geändert haben.
Der Titel scheint eine gewisse Referenz zu beinhalten an den Siebenjährigen Krieg der Preußen, denn der Protagonist der Geschichte, Mamoru Suzuhara, ist der übliche nerdische Außenseiter seiner Klasse, gute Noten, aber unscheinbar und gesichtslos, fällt allenfalls dadurch auf, daß er Bücher liest. Und als wäre das an sich nicht schon schlimm genug, er liest Bücher über die Militärgeschichte des europäischen 19. Jahrhunderts. Der typische Waschlappen und Anime-Versager eben.
Dieser Außenseiter ist also nun heimlich und hoffnungslos in Aya Chiyono verknallt, praktisch das schönste Mädchen von der Schule, klug, kulturell interessiert und Tochter eines einflussreichen Politikers. Eine Konstellation, wie sie die Animewelt noch nie gesehen hat! - Was aber macht nun die Regie daraus?
Kurze Antwort: nix.
Längere Antwort:
Noch länger? Also gut, schauen wir doch mal genauer hin. Als Einstieg in diesem Film werden eine ganze Reihe Standards auf die Bretter geknallt, und zwar Standards der eher dämlicheren Art. Klassendepp rempelt den Protagonisten an, sein Buch fällt runter, das ihn als Elitespinner ausweist. Außerdem fällt auch (wie jedesmal in Animes!) der Radierer mit runter, er will ihn aufheben, aber o weh, da nähert sich ja schon eine Mädchenhand, wie peinlich!
Es ist natürlich seine angebetete Aya, die er unter keinen Umständen anzusprechen wagt – extreme foreshadowing!! Daheim angekommen, schlägt das Schicksal in Form von Schwesterchen zu. Diese verkündet anlasslos wie ungefragt, daß sein heimlicher Schwarm (bzw. dessen ganze Familie) wegziehen wird!! In einer Woche schon!!! Hat man sowas je schon einmal erlebt?! In Anime!?!!! (Allmählich gehen hier die Ausrufezeichen aus …)
Es geht aber weiter: Papa ist Politiker und vertritt somit die dankbare Position des verständnislosen, arroganten, selbstsüchtigen Karriere-Arschlochs, dem die Probleme seiner Familie sonstwo vorbeigehen. Eine Arschloch der Nummer »Solange du deine Füße unter meinen Tisch ...«
Und ganz furchtbar zufällig wird Mamoru natürlich Zeuge dieser hässlichen Auseinandersetzung. Nachtigall, ik hör dir trapsen. Und dabei sind noch nicht einmal 5 Minuten vergangen …
Aber allein schon diese 5 Minuten dürften für einen Rekordeintrag bei tvtropes.org sorgen. In diesem Stil geht es denn auch weiter, allerdings nicht mehr ganz so Schlag auf Schlag. Immerhin widmet der Film sich nun einer anderen japanischen Anime-Spezialität, dem Weglaufen.
Und das kommt so: Aufgrund des anstehenden Umzugs wird Aya ihren 17. Geburtstag nicht mehr im Kreis ihrer Freunde feiern können, also bringt Mamoru, der es irgendwie geschafft hat, ein paar halbwegs gerade Sätze in ihrer Gegenwart zu äußern, den supergenialen Vorschlag, einfach zusammen auszubüxen. Die abenteuerlustige Aya ist natürlich sofort Feuer und Flamme, weniger wegen Mamoru, in dem sie nicht mehr als einen netten Kerl sieht, sondern wegen der schönen Gelegenheit, ihrer Familie eins auszuwischen.
Leider stellt sich am nächsten Tag heraus, daß es nichts wird mit dem erhofften Stelldichein, denn unterdessen hat Ayas Freundin noch einige Klassenkameraden aktiviert, um so gemeinsam ihren anstehenden Geburtstag zu begehen. Der findet in sieben Tagen statt, also nutzen sie die Zeit, um den Polit-Hansel an der Nase herumzuführen, damit der ihren Aufenthaltsort nicht so schnell rauskriegt. Und dieser Ort ist nichts weniger als ein stillgelegtes Kohlebergwerk, bzw. dessen oberirdische Bauten.
Und dieses Bergwerk ist der eigentliche Star des Animes.
Wie gut es dem Zuschauer im folgenden gelingt, seinen Spaß mit dem Gebotenen zu haben, hängt wesentlich davon ab, wie groß seine Toleranzen sind, speziell wie gut es ihm gelingt, Fragen zu Plausibilität zu unterdrücken. Denn früher als erwartet hat die bunte Truppe die Polizei am Hals, und zwar in erster Linie deshalb, weil sie in dieser Lokalität nicht ganz allein sind; der Schurke, der ihre Vorräte ein wenig geplündert hat und den sie schemenhaft irgendwo vorbeihuschen sahen, ist Grund und Ursache neuen Ungemachs:
Mallet, ein Kind illegaler Einwanderer aus Thailand, wurde von den Eltern getrennt und hat hier einen Platz gefunden, um sich dem Zugriff der Einwanderungsbehörde zu entziehen.
Hier fängt nun der eigentliche Film an.
Schnell entwickelt sich die Situation zu einem wir gegen die. Stichpunktartig das wichtigste:
Mamoru darf sein angelesenes Wissen in puncto Kriegsstrategie voll einbringen. Das funktioniert anfangs auch ganz prächtig. Auf Einzelheiten sei (wie eben erwähnt) dabei geschissen. Daß zum Beispiel eine Lore sich bewegt, als handele es sich um buntes Plastikspielzeug, das auch gar nicht mehrere Tonnen wiegt. Und wieso sind bei einem stillgelegten Bergwerk Strom und Wasser nicht abgedreht? Egal.
Ein ums andere Mal ziehen die Erwachsenen den Kürzeren, und natürlich werden unter diesen verschärften Bedingungen auch einige Charakterzüge schonungslos freigelegt, speziell bei dem anwesenden Politikerpack, das guten Grund hat, um die Karriere zu fürchten, sollte das ganze Treiben hier öffentlich werden. All das ist dermaßen klischeehaft und öde und stereotyp, daß man verzweifeln möchte, sollte es einem nicht gelingen, einfach nur die fantasievolle Action zu genießen, so fragwürdig und abgedreht sie auch sei.
Und Spaß macht die Sache ja auch. Was insbesondere daran liegt, daß die Charaktere und einige zentrale Szenen genug Zeit bekommen, um ihre Wirkung zu entfalten, Ruhe und Sturm sich in schöner Ausgeglichenheit abwechseln, auch weil einerseits der Bande es gelingt, individuelle Stärken verbunden mit Teamwork einzubringen, andererseits aber auch über die Grenzen der eigenen Belange hinauszudenken.
Der kritische Punkt ist dann erreicht, als der Gegner beginnt, unfair zu spielen und die persönliche Schiene fährt, unterstützt und vorangetrieben durch social media. Dieses Teamwork wird vorbildlich unterstützt von der Musik, die immer wieder im Ganbatte-Stil die Moral stärkt und den verheißungsvollen Sonnenaufgang eines nahen Sieges in die Partitur malt. Doch leider wird man auch hier nicht von der Pest der letzten Jahre verschont: gefühlige Inline-Songs in emotionalen Momenten, auf der Kitschgrenze balancierend.
Die traumhaft schöne Landschaft, der angemessen dezente Humor, die zurückgenommenen dramatischen Momente, die Entwicklung der Charaktere und nicht zuletzt die Art und Weise wie (Laurel und Hardy lassen grüßen) die Staatsgewalt ein ums andere Mal vorgeführt wird – all das schreit zusammen in schönster Eintracht:
Ja, alles wird gut!
Nicht erst kurz vor Schluss, als sich die desparate Situation, wo sich jeder von jedem hintergangen fühlt, dramatisch zuspitzt und alles in eine große Geständnisrunde mündet, hat man den Eindruck, das fühlt sich irgendwie an wie damals bei AnoHana. Was auch an der bunten Meute liegt und wie sie sich zusammenrauft.
Was am Ende übrig bleibt:
Ein überaus lehrreicher und zugleich belehrender Film. Lehrreich im Sinne von: "alles Wissenswerte über Kohlebergbau in 60 Minuten", und belehrend im Sinne von: was richtig und was falsch ist im Leben; habe Mut, du selbst zu sein; – und was es dergleichen mehr gibt aus der pädagogischen Rumpelkiste.
Immerhin: am Ende schafft es Mamoru (nomen est omen), das, was ihm wichtig ist, zu beschützen. Darüber hinaus vermag er es, sich zu einem Liebesgeständnis durchzuringen, worauf Aya ihrerseits ihre Liebe gesteht – allerdings auf eine völlig andere weil sehr überraschende Art.
Abgesehen von diesen Nörgeleien: ein durchaus guter Film, der einen schönen Ausgleich bietet zwischen Außen und Innen, zwischen der fantasiereichen Action und der Psychologie der Charaktere.
[Edit] Lieblingscharakter: Saki. Irgendwie mag ich alle, die Saki heißen.
投稿の最終更新日時は 04.09.2022 03:00 です。