Ein Postbote bringt Botschaften von Verstorbenen aus dem Jenseits zu (vor)bestimmten Personen. Und zwar persönlich, also quasi als Übergabe-Einschreiben. So kommt es zu Konfrontationen, die oft unvorhergesehen, unerwünscht sind und zu bitteren Erkenntnissen oder unerwarteten Reaktionen führen.
Hilfreich für die Postbotin Fumika, die im Zentrum der Serie steht, ist ihr sidekickmäßiger sprechender Stab, eine Kreuzung aus Standarte und Zauberstab, der für die jenseitigen, Magie-induzierten Aktionen zuständig ist, während Fumika - selbst völlig magiefrei - das amtliche Wirken und dienstliche Handeln als Vollzugsperson ganz im Bereich und nach den Gesetzmäßigkeiten der Menschenwelt obliegt.
Verschiedene tragische Ereignisse führen dann dazu, dass Personen unter ungeklärten, mysteriösen Umständen zu Tode kommen und im Zuge der Überreichung ihrer "Nach-Tod-Schreiben" ( 死後文 - "Shigofumi") der Zuschauer die Möglichkeit erhält, diese Ereignisse aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und zu erleben. Insbesondere weil es daraufhin zu Reaktionen und Entwicklungen kommt, die mehr über die Hintergründe preisgeben und auch mehr über die Motivationen der beteiligten Personen.
Diese Ereignisse, die zum Tod einer nahestehenden Person geführt haben, scheinen zunächst episodisch abzulaufen; aber schon bald erkennt man, dass die meisten (wenn nicht alle) Geschichten dieser Serie miteinander verbunden sind. Und selbst Fumiko, die zunächst als außenstehende, neutrale Beobachterin wahrgenommen wird, rückt mehr und mehr in den Mittelpunkt des ganzen Geschehens.
Auf Details einzugehen, ohne groß zu spoilern, ist schwierig. Daher allgemein: trotz der teilweise wirklich brutalen Vorkommnisse (vor allem im psychischen Sinne!) und trotz vergleichsweise offener Gesellschaftskritik ist der Anime selbst nicht tragisch, selten brutal, sondern hat eine eher melancholische Grundstimmung. Das schlägt sich auch im Pacing nieder und auch in der bildlichen wie szenischen Umsetzung von Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit.
Leider will der Anime immer mal wieder einen heiteren Kontrapunkt dazu setzen und versucht sich in
comic relief, was fast regelmäßig schiefgeht. Schon diese eher slapstickartigen "boing-raschel-platsch"-Elemente der ersten Episode passen so gar nicht zu den Szenen ringsherum.
Und was am allermeisten einem auf den Senkel geht: kaum etwas im Anime-Bereich ist von ähnlich nervenzerfetzender Qualität wie Fumikas penetrant und über die Maßen quengeliger, besserwisserischer, vorlauter und überdrehter Stab Kanaka, dem (resp.
der) man am liebsten bei nächster Gelegenheit den Hals umdrehen möchte.
Im Gegensatz dazu wirken alle anderen Personen/Charaktere einigermaßen normal - was sie aber für sich betrachtet nicht sind. Als Gipfel der Unglaubwürdigkeit sticht da ziemlich einsam
Kirameki, Fumikas exzentrischer Vater, heraus, wo versucht wird, wirklich alle Schubladen des Psychopathen-Klischees zu ziehen, was letztlich zu völliger Unglaubwürdigkeit des Charakters führt.
Demgegenüber stehen wirklich geniale Einstreuungen metaphorischen Bildmaterials, die die eben erzählten Momente symbolisch passend unterstreichen und emotional vertiefen.
Und damit kommt hier schon das Fazit:
Insgesamt erlebt man hier eine Geschichte aus mehreren Geschichten, die auf eine Art und Weise zu einem stimmigen Ganzen verknüpft sind, dass bisweilen ein dicker Kloß im Hals zurück bleibt. Allerdings muss man auch etwas großzügig über einige Dinge hinwegsehen können, die dem Anspruch, eine reale Alltagswelt abzubilden, eher im Wege stehen.
Stellvertretend dafür zwei Dinge: zum einen scheint es kaum glaubwürdig und wenig wahrscheinlich, dass ein Oberschüler von der Öffentlichkeit und den Instanzen der öffentlichen Ordnung unbehelligt mehrmals einfach so Raketen in den nationalen Luftraum abfeuern darf.
Zum anderen (heftiger Spoiler für Folge 11):
Die "andere Fumika" liegt über drei Jahre im Krankenhaus. Im Koma, wie es scheint. Ist jedoch an keinerlei Überwachungsgeräte angeschlossen und bekommt auch keine Infusionen über einen Tropf. Nichts dergleichen. Als sie erwacht, ist sie sofort in der Lage, selbständig aus dem Bett zu krabbeln (kein Katheter?) und wenige Stunden darauf auszubüchsen, wobei ihr es mühelos möglich ist, kilometerlang durch die Nacht zu rennen, inklusive die vielen Treppen zum Schrein hoch, als sei sie bei bester Kondition und habe auch überhaupt keinen Muskelschwund erlitten.
Trotz alledem: eine gelungene Geschichte, bei der man zugunsten der dramatischen Zuspitzung die ein oder andere Logiklücke in Kauf nehmen und gnädig darüber hinwegsehen muss. Was andererseits aber auch nicht besonders schwer fällt.
Gewisse Parallelen hat diese Serie zu "
Jigoku Shoujo", besonders was die Todesboten-Motivik anbelangt, wie auch der Umstand, dass die Protagonistin weit tiefer in die Sache verstrickt ist, als es zunächst den Anschein hat. Mit "
Shinigami no Ballad" hat der Anime gemein, dass die Einzelgeschichten der Serie nicht für sich stehen, sondern subtil miteinander verbunden sind; wie auch, dass die Botin im Gespräch mit ihrem Sidekick (hier Kanaka, dort
Daniel) die Ereignisse reflektieren kann und der Zuschauer durch ihre Perspektive eine andere Sicht der Dinge gewinnt.