Cuff

Eigentlich betrat Cuff nur deshalb das Grundstück des jungen Herrn, weil sie sich erhoffte, im Anwesen etwas zu Essen zu finden bzw. etwas klauen zu können. Sie war schon sehr hungrig, immerhin hatte sie zwei Tage lang nichts mehr gegessen. Doch dann sah sie den jungen Herrn mit einer Schaufel im Schnee liegen. Er erzählte ihr, dass er auf der Suche nach Alice‘ Ohrring war. Dieser war ihr sehr wichtig, da er ein Andenken an ihre Mutter Sharon war. Cuff sagte, sie wurde von ihrem Kindheitsfreund Zain getrennt und endete irgendwie an diesem Ort. Sie erzählte ihm, dass sie eigentlich vorhatte, das Essen aus dem Haus zu stibitzen. Der junge Herr war verblüfft, wie zwanglos sie das sagte. Danach fiel er ihn Ohnmacht. Cuff entschied sich, ihm zu helfen. Mit ihrer Feuermagie schmolz sie den Schnee um sich herum. Den Ohrring fand sie auch. Zuerst wollte sie sich nicht mit ihrem Namen vorstellen, doch das fand sie dann doch etwas unhöflich. Sie stellte sich mit dem Namen Cuff vor und erzählte dem jungen Herrn auch, eine Hexe zu sein. Was für ein Glücksfall für den jungen Herrn, der endlich jemanden gefunden hatte, der ihm dabei helfen konnte, den auf ihn gelegten Fluch zu brechen! Cuff selbst konnte den Fluch nicht von ihm nehmen, denn das überstieg ihre Fähigkeiten, doch mit ihr hatte er endlich Kontakt zur Welt der Hexen. Der junge Herr stellte ihr Alice vor, die sogleich ihre zerfledderte Robe flickte. Essen wurde ihr auch gebracht – und zwar freiwillig! Die beiden auszunehmen, war wohl doch nicht nötig.

Als Cuff mit dem jungen Herrn ins Gespräch kam, musste sie ihm einen Dämpfer verpassen: Sie konnte ihm nichts Genaueres über Hexen erzählen, selbst dann nicht, wenn er sie foltern würde. Es muss wohl nicht erwähnt werden, dass er das ohnehin nicht vorhatte. Das leckere Dessert, das Alice ihr gab, war wohl effektiver als jede Folter, denn plötzlich entschied sie sich, doch etwas gesprächiger zu werden. Über seinen Fluch wusste sie jedoch nichts. Es ist ja nicht so, als seien alle Hexen miteinander befreundet, und wenn es schon länger her sein sollte, dass er verflucht wurde, war die Möglichkeit, dass jemand darüber Bescheid wusste, noch kleiner. Sie erzählte ihm von den Hexenjagden. Die Menschen hielten diese schon seit einiger Zeit ab. Es gab so einige radikale Gruppierungen, die Hexen umbrachten. Sie und Zain verloren beide ihre Eltern durch die Hände von Hexenjägern. Dabei achteten sie nicht einmal darauf, wen sie töteten. Cuffs Vater war nämlich ein Mensch. Da sie zur einen Hälfte ein Mensch, zur anderen Hälfte eine Hexe ist, wurde sie von beiden Gruppen gemieden. An einem Hexensabbat nahm sie auch schon lange nicht mehr teil. Sie meint, es gebe keinen Platz für sie auf dieser Welt, doch das ist in Ordnung für sie, solange sie Zain bei sich hat. Der junge Herr lobte sie für ihre Charakterstärke. Obwohl er ein Mensch war, rettete sie ihn. Er meinte, eigentlich müsste sie ihn dafür hassen. Cuff jedoch ist es egal, ob jemand ein Mensch oder eine Hexe ist. Es war die Entschlossenheit des jungen Herrn, die ihr Interesse an ihm weckte. Mehr konnte sie ihm auch nicht über Hexen erzählen, denn sie hatte Angst, etwas zu sagen, was sie nicht sagen durfte. Sie hielt lieber ihren Mund, da sie laut Zain nicht das hellste Licht im Hafen ist. Sie sagte, Zain sei derjenige, der das Denken übernimmt. Er treffe immer die richtigen Entscheidungen. Sie vertraut ihm und hat ihn sehr gerne.

Cuff kann weder lesen noch schreiben. Doch das wollte sie unbedingt lernen, um Zain zu überraschen. Hilfe bekam sie vom jungen Herrn, Alice und Rob. Sie freute sich schon darauf, von ihm gelobt zu werden.

Weil Cuff und Zain einen Platz, an dem sie bleiben konnten, suchten, fingen sie beim Zirkus zu arbeiten an, genauer gesagt beim »Circus Gemini«. Dort ist ihr Äußeres egal. Niemand kommt auf die Idee, dass sie eine Hexe und ein Magier sind. Der Zirkusdirektor hatte sie angesprochen, weil er meinte, sie würden interessant aussehen. Für Cuff kam dieses Angebot wie gerufen, denn sie wünschte sich ohnehin einen Platz, der nicht weit vom jungen Herrn und von Alice entfernt war, damit sie die beiden auch weiterhin immer wieder besuchen gehen kann.

Cuff ist etwas naiv. So glaubt sie doch tatsächlich an den Weihnachtsmann. Man sollte ihr keine schwierigen Aufgaben geben, denn damit macht man sich nur selbst mehr Arbeit. Zain meint, sie sei nur gut darin, süß zu sein. Er sagt auch, sie könne nicht lügen und habe ein großes Herz. Sexy findet er sie auch. Als sie sich einmal an ihn anlehnte und ihre Brüste seinen Oberkörper berührten, erkannte Zain, dass Cuff ein G-Körbchen hat. Im Prinzip hat sie sich seit ihrer Kindheit nicht großartig verändert. Er kann ihr aber nicht seine Gefühle gestehen.

Viola ist der Meinung, dass Zain selbst daran schuld sei, dass Cuff so ein Nichtsnutz ist. Er macht immer alles für sie, doch das sei eine Gewohnheit, die nicht gut für sie ist. Manche Dinge müsse er sie selbst erledigen lassen – das sei nur zu ihrem Besten.

Zain und Cuff hatten sich entschieden, den jungen Herrn und Alice beim nächsten Blutmond zum Hexensabbat mitzunehmen. Sie durften ihnen zwar keine Auskünfte über Hexen erteilen, doch sie gaben ihnen die Chance, selbst Nachforschungen anzustellen. Sollte ihnen etwas zustoßen, würden sie ihnen helfen. Zuerst erhielten die beiden von ihnen spezielle Roben, die menschlichen Körpergeruch überdecken konnten. Beim Hexensabbat behauptete Zain, die beiden seien sein jüngerer Bruder und seine jüngere Schwester.



Quelle: www.anisearch.de/character/102643